03.07.2025

„Es wird schon irgendwie klappen. So ist das Lebensmotto in vielen Bereichen von Glücksspielern. Sie gehen gerne ins Risiko, sind Sympathieträger mit nazistischen Zügen, können locker eine ganze Runde unterhalten und es macht ihnen nichts aus, auf einer Bühne zu stehen. Manche sind wie Kinder, obwohl sie lange erwachsen sind. Oft kommen dann erst die Angehörigen und suchen Unterstützung. Spielen ist mit Schnelligkeit verbunden, es ist bunt, es blinkt und dazu kommt Musik oder gar ein Feuerwerk. Das verändert im Laufe der Zeit das Gehirn und Glücksspieler reden deswegen meist auch sehr schnell. Wenn sie etwas brauchen, dann wirklich. Bücher mögen sie gar nicht lesen, das ist ihnen viel zu langsam.“ Therapeutin Karin Ibele-Uehling.

Betroffene berichten

Ich muss immer meinen Pegel halten. Ich brauche Dauerstress. Es muss dauernd was passieren, damit ich nicht spiele. Ich muss in Bewegung sein, es darf keine Ruhe einkehren und ich mache immer was im Extremen. Aber das geht auf Dauer nicht.

Es wäre gut gewesen, wenn mir meine Eltern Grenzen gesetzt hätten. Aber sie haben es am Anfang gar nicht so gemerkt. Hätte ich nach Alkohol gestunken oder einen Rausch im Gesicht gehabt, hätte mich mein Vater geprügelt. Aber das Spielen war ja unsichtbar.

Es ist eine Krankheit mit mangelnden Emotionen. Das haben Alkoholiker und Spieler gemeinsam. Eine totale Abstinenz ist nicht möglich

Ich ging zur Diakonie. Dann war ich sechs Jahre spielfrei durch eine ambulante Reha. In dieser Zeit habe ich auch den Umgang mit meinem Geld selbst gemanagt. Weil ich aber mit Rückschlägen nicht umgehen konnte und ein Unfall dazu kam, hab ich wieder gespielt. Dann war ich wieder spielfrei, denn man kann sich in Deutschland über eine Datenbank komplett sperren lassen. Auch in Casinos. Aber sogar da findet man einen Weg, um wieder spielen zu können.

Ich warne als Betroffener vor Computerspielen, besonders vor der neuen Computerspielreihe FIFA. Es ist wirklich so konzipiert, dass Kinder voll auf die Spur kommen. In den Niederlanden ist es verboten, in Deutschland noch auf dem Markt. Das funktioniert mit dem Belohnungsprinzip eines Spielautomaten und trimmt Kinder in Richtung Glücksspiel. Aber was machen Eltern heute mit Kleinstkindern? Sie geben ihnen das Handy und lassen sie nur eine blöde Bewegung machen: Swipen, swipen, swipen. Und es blinkt, Musik läuft, es ist bunt und lockt, lockt, lockt.